Gleich die erste Station auf dieser Fahrt gab die Richtung für die nächsten drei Tage vor: Der Steinmetzbetrieb Probst in Kempten demonstrierte, dass die Tätigkeiten eines erfolgreichen Unternehmens nicht lokal begrenzt sind, sondern europaweit erfolgen und das traditionelles Steinmetzhandwerk und hochmoderne Fertigungsmethoden zu unserem Beruf gehören. So lag ein 25-Tonnen Steinkoloss zur Bearbeitung im Arbeitszentrum. Der Stein kommt aus Skandinavien. Durch digital gesteuerte und handwerkliche Bearbeitung entsteht ein Brunnen, der danach in einem schwedischen Schlossgarten aufgestellt wird.
Am Nachmittag war das Landesmuseum in Bregenz auf dem Programm. Die beeindruckende Architektur, die Alt und Modern miteinander verbindet, bietet beeindruckende Ein- und Ausblicke in Stadt, Land, deren Kultur und auf den Bodensee.
Abschluss an diesem Tag war die städtische Insel Lindau, die uns von einem echten „Insulaner“ in ihrer (mittelalterlichen) Schönheit nahegebracht wurde.
Mit Staunen ging es am folgenden Tag im schweizerischen St. Gallen weiter: die Kunstgießerei Sitterwerk eröffnete uns Einblicke in die künstlerische, handwerkliche und zugleich hochmoderne digitale Fertigung von Kunstwerken, die international sehr gefragt sind.
Die Begründung der Schulpartnerschaft, unter der Steinmetzen der Berufsschulen aus St. Gallen und München in Zukunft zusammenarbeiten wollen, wurde feierlich begangen und mit einer köstlichen, traditionellen „St. Galler Bratwurst“, die jeder Teilnehmer bekam, wohlschmeckend bestärkt.
„Rohrschacher Grünsandstein“, der allgegenwärtige Naturstein rund um den Bodensee, kommt zum großen Teil aus dem Steinbruch des Familienunternehmens Bärlocher bei Rohrschach. Christian Bärlocher, begeisterter Steinmetz, Architekt und zukünftiger Chef des erfolgreichen Betriebes, führte uns trotz Schneeregen am Nachmittag durch den Steinbruch und erklärte vor der mehr als 10 Meter hohen Natursteinwand die Geologie und Gewinnung des Steins. Der Abbau erfolgt unter anderem mit einer speziellen Seilsäge, die gleichzeitig material- und dadurch auch umweltschonend arbeitet.
Nach einer erholsamen Nacht in der Jugendherberge stand die Besichtigung der weltberühmten St. Galler Barock-Bibliothek mit „St. Galler Klosterplan“ und wertvollen, alten Büchern (zum Teil aus dem 7. Jhdt.) auf dem Programm.
Ein weiteres Highlight war die Besichtigung der St. Galler Basilika, ein einzigartiges Beispiel für späten Barock im Voralpenraum. Das neu eröffnete Museum im Gewölbekeller unter der Bibliothek, in dem unter anderem romanische Kapitale aus der Gründungszeit des Klosters im 7. Jhdt. zu sehen sind, gab tiefen Einblick in die Anfänge der Baukunst der Steinmetzte am nördlichen Alpenrand.
Schließlich führte uns Frau Dormann, ausgebildete Stadtführerin, durch die mittelalterliche Stadt, und verwies ausdrücklich auf die Bedeutung der Steinmetzte bei der Entwicklung und dem Aufbau der Stadt St. Gallen. Die meisten Steinmetzarbeiten sind aus dem Rohrschacher Grünsandstein, dessen Steinbruch wir am Vortag sahen.
Die Führung endete mit einem großen Dank an die angehenden Steinmetzte und deren Vorfahren und der Achtung für die Leistung die in der Stadt St Gallen sichtbar ist.
Mit dieser schönen Wertschätzung und vielen neuen Eindrücken traten wir sehr zufrieden die Heimfahrt nach München an.